Jun 21 2023
ZT Artikel-Ironbike 2023
Der Ironbike Brittnau startet durch und begrüsst bei strahlend schönem Samstags- und Sonntagswetter erstmals fast 1800 Radsportbegeisterte.
«Dass man bei uns derart abseits vom Verkehr über den Horben fahren kann, wusste ich bisher nicht», meint ein Seetaler Teilnehmer der grossen Rennradschlaufe gegenüber Ironbike-OK-Präsident Rolf «Jean» Meyerhans. Dass hört dieser gern: Dass sich der organisierende RV Brittnau selbst auf entlegeneren Terrains oft besser auskennt, als so manche Einheimische, ist sein Erfolgsrezept.
Bei sonnigem Sommerwetter hat der Ironbike Brittnau einmal mehr die Erwartungen erfüllt. Den strahlenden Gesichter der staubbedeckten Biker, erschöpften Radrennfahrer und verschwitzten Elektrokurbler war es anzusehen: Manche schwelgen noch im erlebnisreichen Landschaftsfilm, den sie von der Strecke in das Radfahrervillage tragen. Der Ironbike hat seine langjährige Fangemeinde. Und gewinnt inzwischen nicht nur dank Mund-zu-Mund-Propaganda sondern auch dank ausgebauter Social-Media-Werbung laufend neue Fans dazu.
Über 250 Teilnehmende beim Familybike
«Wir sind stolz darauf, mit 1776 Startenden bereits im zweiten Jahr nach der Coronapandemie den bisherigen Teilnehmerrekord gebrochen zu haben», sagt Rolf «Jean» Meyerhans denn auch sichtlich zufrieden. «Besonders erfreulich: Mit dem neu aufgezogenen Family-Bike konnten wir über 250 Teilnehmende, oft Familien mit Kindern unter zehn Jahren, ansprechen. Da haben wir noch weiteres Potenzial » Der bis 27 Kilometer lange Family Bike hinauf nach Altishofen und zurück, habe laut Meyerhans auch den einen oder anderen weniger trainierten Erwachsenen angelockt.
Nach dem Ironbike ist bereits wieder vor dem Ironbike. Der OK-Präsident zieht angesichts der vielen guten bis begeisterten Feedbacks und den abgesehen von leichten Blessuren unfallfreien Fahrten bereits wieder Verbesserungen in Betracht. So sollen am Ironbike vom 22. Und 23. Juni 2024 zusätzlich zu Bar- und Kartenzahlungen neu auch Zahlungen per Twint möglich sein. Und auch will er angesichts des Aufwandes prüfen, ob das Angebot von sieben verschiedenen Strecken um eine oder zwei gestrafft werden könnte.
Velofahrer glänzen als Frühaufsteher
Noch freuen er und die zahlreichen Helfer sich erst noch über den Erfolg: Angefangen hat der Ironbike in aller Herrgottsfrühe: Bereits nach halb sechs Uhr am Samstag standen die ersten nervösen Radfahrer für die 132 Kilometer lange Rennrad- oder die 85 Kilometer lange Bikestrecke auf der Matte. Mit dem Ziel, um Mittag zurück zu sein. Die grosse Welle mit Radfahrenden auf den kürzeren Strecken wie 41 oder 65 Kilometer Bike oder 78 Kilometer Rennrad folgte bis gegen 10 Uhr. Über 1000 gut gelaunte Teilnehmerinnen und Teilnehmer schickte das OK am Samstag mit Armbändern, Bidons, Getreideriegeln sowie zusätzlichem Kartenmaterial und GPS-Daten auf die ausgeschilderten Routen Richtung Triengen (Bike), Beromünster (Rennrad) oder Altishofen.
Noch herrschte derweil beim Brittnauer Schulhaus kurz Ruhe vor dem Sturm. Bis am Mittag dann die ganze Welle dichtgedrängt wieder auf den Platz stürzte. In Windeseile wuchsen vor der T-Shirt-Ausgabe und Medaillenvergabe für die Kleinsten die Warteschlangen an. Die Festwirtschaft mit zahlreichen Schattenplätzen war innert Kürze proppenvoll. Rund zwei Dutzend Helferinnen und Helfer wuselten in ihren orangen T-Shirts hin und her und taten ihr Bestes, die hungrigen Mäuler mit Bergen von Pasta zu verköstigen und die durstigen Kehlen mit Getränken aller Art zu stillen.
Der Betrieb auf dem Festgelände hielt beidertags lange an. Denn schliesslich gab es einiges von unterwegs zu erzählen. Oder im Ironbike-Village mit Fahrrad-, Autoanbietern und der Migrosbank auch manches zu fachsimpeln. Und schliesslich war es im Baumgarten auf dem Brittnauer Schulhausplatz auch wie eh und je ein gut Höcklen. Einfach um ein bisschen zusammen zu sein.
Gedenkstätte zu Ehren Gino Mäders
Den grossen Gemeinsinn der Radfahrergemeinde stellte der RV Brittnau mit seiner Gedenkstätte zu Ehren des am letzten Freitag tragisch verstorbenen Jungprofis Gino Mäder unter Beweis. Mit dessen Familie sind einige Mitglieder direkt verbunden. Am Tisch mit Gedenkkerze und Erinnerungsbildern des hoffnungsvollen und beliebten Radsportlers trug sich eine Hundertschaft mit bewegten Worten in das Kondolenzbuch ein. Das Buch wird der Familie in den nächsten Tagen persönlich übergeben. (mf)
Aug 22 2023
Tour de Force im Schwarzwald
sPässetour 2023
Schau-ins-Land-Hohtann-Pfaffenberg-Zimmerplatz-Feldberg-Kandel: Bei Gluthitze hat der RV Brittnau während drei Tagen Schwarzwälder Gipfel erklommen
Wenn die Sonne brennt, ist Schatten ein begehrtes Gut. Obwohl der dicht mit Fichten bewachsene Schwarzwald damit nicht geizt: Die 25-köpfige Velogruppe des Radfahrervereins Brittnau (RVB) hätte zu seiner sPässetour 2023 vom 18.-20. August auch mehr sonnengeschützte Strassen vertragen können. Schon zum morgendlichen 9-Uhr-Start im badischen Staufen, dem Ort wo der Alchemist Doktor Faustus – siehe Goethes Faust – einst Gold herzustellen versuchte, hängt Hitze über dem Tal.
Trotzdem machen sich die RVB-ler in drei Leistungsgruppen mit unterschiedlicher Kilometer- und Höhenmetervorgaben auf via Hohbühl (859m.üM) zum Pass Schau-ins-Land (1200m), wo sie ein toller Rundblick über den Schwarzwald für die ersten Mühen belohnt. Zu Mittag gegessen wird im Luftkurort Todtnau (659m). Die Nachmittagshitze mit bis zu 36 Grad macht einigen zu schaffen. Im Aufstieg zum Hohtann (1180m) und anschliessend vorbei am Belchen (1360m) hinunter in den Luftkurort Schönau, Heimat von ex-Fussball-Bundestrainer Jogi Löw, müssen Salztabletten und mineralisierte Getränke den Flüssigkeitsverlust ausgleichen. Ein Gaststubenhalt mit alkoholfreiem Hefeweizen verleiht isotonischen Schub. Die ehrgeizigsten der Gümmeler absolvieren fast 2900 Höhenmeter bis sie beim Hirschen in Sallneck (611m) vorfahren. Und dort bei neckischem Austausch der zwischenzeitlichen Unterhopfung entgegenwirken können.
Schwarzwälder Kletter-Geheimtipps für das besondere Etwas
Mit dem Gasthof hat sich Tourorganisator Andreas Reinstadler mal wieder selber übertroffen. Die Zimmer sind komfortabel. Die Küche verwöhnt Car-Chauffeur Michi Schnyder von der Tschannen-AG sowie die 21 Radfahrer und vier Radfahrerinnen aufs Beste. Am Folgetag ist es glücklicherweise öfter bewölkt und etwas kühler. So lassen sich Geheimtippanhöhe Gresgen (694m) und Zimmerplatz (1074m) leichter meistern. Pièce de Resistance ist dann allerdings der Weissenbachsattel (1079m), der mit viel Tempo genommen wird. Den Schlussaufstieg zurück nach Sallneck bewältigen die Gruppen Forza und Mezzaforza wieder zusammen, wobei die Durstlöschstation mit dem einen oder anderen Scharmützel verdient sein will. Alle Gruppen, inklusive der etwas gemächlicheren Viva gratulieren einander herzlich zum Abschluss dieser von Andreas Reinstadler mit Herzblut ausgesuchten Tour abseits des Verkehrs. Die Stimmung ist sehr aufgeräumt. Zwar ist die Ironbike-Sponsoring-Akquise von RVB-Original Joe Meier bei einem baselländischen Essensgast und Lenker eines Lamborghini Urus nicht von Erfolg gekrönt. Doch lässt dieser sein Gefährt zum Abschiedsgruss noch einmal satt röhren.
Am Sonntag nehmen die meisten die Schlussetappe nach Freiburg im Breisgau noch in voller Länge in Angriff. Nur wenige fahren mit dem Bus nach Todtnau vor. Den Aufstieg zum berühmten Feldbergpass (1231m) müssen sich die Rennradfahrerinnen und -fahrer mit Autos und Motorrädern teilen. Kaum haben sie Hinterzarten passiert, pedalieren sie dann wieder für sich allein.
Kandel und Biergarten Feierling zum Abschluss
Einige erklimmen noch den Kandel (1241m), der eine fantastische Aussicht auf den Kaiserstuhl, die Freiburger Bucht sowie die Vogesen eröffnet. Die Kulisse bevölkern zudem die einen oder anderen Deltasegler und Gleitschirmflieger. Die Abfahrt Richtung Freiburg ist zu Beginn sehr ruppig, doch reisst einen der sanierte zweite Abschnitt mit bis zu 80 berauschenden Stundenkilometern ins Tal hinunter. Jetzt endlich sind die bis zu 345 Kilometer und rund 7500 Höhenmeter geschafft.
Zum grossen Abschlussfest bei Bier und Weisswürsten treffen sich schliesslich alle im bekannten Biergarten Feierling. Der Stolz, das Abenteuer durchgestanden zu haben, mischt sich mit der Erleichterung darüber, dass alle trotz Hitze gesund und wohlbehalten angekommen sind. Es herrscht Biergartenstimmung pur. Eine Barbetreiberin aus Weinfelden (TG) bietet Joes Sprüchen mit viel Pfiff Paroli. Manche fanden, das Mädel habe ihn tüchtig untergebuttert. Wieder andere hoben zu Joes Verteidigung dessen Unverdrossenheit im verbalen Schlagabtausch hervor. Dass die Schlagfertige am Ironbike 2024 in der Festwirtschaft mithilft, muss nun ein Frauenflüsterer aus der zweiten Reihe richten. Kurz vor 19 Uhr lädt Michi Schnyder die sPässetruppe hundemüde, aber glücklich wieder in Zofingen aus. mf
By danman • Paessetour, RAD 0