Aug 31 2021
Pässetour 2021 Aix-Les-Baines

RV Brittnau: Pedaleure de Charme
Col de la Biche, Grand Colombier, Mont du Chat: An diesen Aufstiegen hat schon mancher Sieger die Tour de France vorentschieden. Auf seiner Pässetour 2021 hat der RV Brittnau den Legenden von Aix-les-Bains (FRA) aus bei strahlendem Sonnenschein nachgeeifert.
Schulhausplatz Brittnau, früh am Freitagmorgen Ende August. Die 20 grün-rot-weiss gekleideten Teilnehmenden der Pässetour des Radfahrervereins Brittnau sind etwas aufgekratzt: Kaum drei Stunden bleiben, bis sie sich bei einem Zwischenhalt in Bellegarde sur Valserine aufs Rad schwingen werden. Derweil Car und Gepäck zum berühmten Belle-Epoque-Kurort Aix-les-Bains am Lac de Bourget vorfahren. Auf der Anfahrt zum 1325 Meter über Meer gelegenen Col de la Biche lässt es sich auf mehrheitlich verkehrsarmen Strassen gemütlich durch idyllische Jura-Landschaften kurbeln. Die erste Attacke lässt nicht auf sich warten: Einem angriffigen Grimpeur trübt die Mittagshitze im 6.9 Kilometer langen Aufstieg den Blick. Weil er vor der Marschtabelle des Begleitfahrzeugs unterwegs ist, verpasst er den für kurz vor dem Gipfel angekündigten Verpflegungshalt. Doch er lässt sich nicht lumpen. Obwohl nicht ganz schuldig, spendiert er den Kollegen abends am Zielort ein Bier. Die Etappe geht nun richtig los, so wie an der TDF 2020, als Tadej Pogačar dem Leader Primož Roglič im Schlussspurt auf dem Weg zum Gesamtsieg einen ersten Stich versetzte. Allerdings ist den Brittnauern die Westrampe auf den Grand Colombier von Arvière-en-Valromey aus mit ihren 8,4 Kilometern und 900 Höhenmetern Herausforderung genug. Die heftige Tour de France-Südrampe mit ihren 18,3 Kilometern und 1250 Höhenmetern rauschen sie hinunter. In den engen Serpentinen winken fantastische Ausblicke auf Rhonekanäle und Lac de Bourget. Die idyllische Anfahrt dem See entlang nach Aix-les-Bains rundet die 2700 Höhenmetern und insgesamt 108 Kilometern Startetappe ab. Das dortige Hotel Adelphia ist nun für weitere zwei Tage Start und Zielort.
Die Ambitionen der Gruppe sind aufgrund der absolvierten Trainingskilometer wie auch altershalber unterschiedlich ausgeprägt. Aufgeteilt auf die Leistungsgruppen Forza, Mezzaforza und Viva überwinden die Brittnauer am nächsten Tag Anstiege, die sanfter in die Landschaft gelegt sind. Die etwas flacheren Col du Clergeon (979 m.ü.Meer), Col du Sapenay (897 m. ü.M) und den Col de la Chambotte (650 m.ü.Meer) bieten – nicht zuletzt auch dank eines ausgiebigen gemeinsamen Restaurantbesuchs zum Mittag – echten Fahrgenuss. Das GPS-Gerät der forschen Forza-Fahrer verbucht auch nach diesen 112 Kilometern gegen 2900 Höhenmeter. Der Spätnachmittagskaffe auf einer Aussichtsterrasse am Col de la Chambotte entschädigt mit einem atemberaubendem Blick. Der Lac de Bourget zu Füssen, den notabene grössten natürlichen Süsswassersee Frankreichs, lässt einen so manche Anstrengung vergessen.
Der prächtige Sonntag ist für die Katz. Die Gebirgswestflanke am Lac de Bourget, ist gesäumt von den legendären Col du Chat (638m.ü.M.) und Mont du Chat (1504 M.ü.M.). Letzterer bietet den längsten Aufstieg der Pässetour. Und erneut einen Rundblick, der bis weit in die Schweizer Alpen reicht. Noch bei Tageslicht kommt der Car wieder in Brittnau an. Mit müden bis sehr müden Sportlerinnen und Sportlern. Alle mit einem prächtigen Naturfilm im Kopf und manch lustiger, aber nicht fürs Tagebuch geeigneten Begebenheit. mf



Nov 29 2021
Der RV Brittnau lebt und rollt ins 2022
v.l. Kurt Hoffmann Ehrenpräsident, Daniel Baumann Ranking Nr.1, Daniel Kneubühler Meister Clubmeister 2021, Wale Schwizer Clubpräsident präsentieren stolz ihre (vermeintlichen) Präsente.
(mf) Die Landschaft entdecken und auf dem Renner oder Bike durch Felder, Wälder und über Strassen rollen. Das Radfahren ist die Passion des Radsportvereins Brittnau (RVB). Das trägt der Verein nicht nur mit seinen auffällig weiss-rot-grünen Trikots nach aussen. Daher gleich zur wichtigsten News der jüngsten Generalversammlung mit 25 Aktivmitgliedern: Am 18. und 19. Juni 2022 soll die beliebte Volksradtour Ironbike Brittnau nach zwei Absagen endlich wieder stattfinden. Die Routen führen auf unbekannteren Wegen Richtung Langenthal und führen Perlen des Oberaargaus vor Augen. Sofern es das weitere Geschehen der Corona-Krise erlaubt und das Wetter mitspielt, hofft das OK erneut bis zu 1500 Bikerinnen und Rennradfahrer begeistern zu können. Bereits durchläuft es hürdenreiche Bewilligungsverfahren und legt Routen fest.
Trotz Ausfall des Ironbike 2021: Bewegt hat sich die aktive Hälfte des Vereins leidlich, wenngleich weniger als auch schon. 16’472 Kilometer auf dem Rennvelo, 5530 auf dem Mountainbike und 263’300 Höhenmeter haben die Pedaleure bei gemeinsamen Ausfahrten absolviert. Besonders viel pedalt sind Walter Schwizer, Philippe Purtschert und Martin Kyburz. Sie schlugen sich an den strapaziösen MTB-Mehrtageswettkämpfen Swiss Epic sowie Cape Epic (Südafrika) bravourös.
Trotz Reduktion auf 19 Anlässe: Mit Daniel Kneubühler hat der Verein einen verdienten Meister gekürt. Keine einzige Ausfahrt hat er verpasst. Eine längere Tour hat er – bei meist strömenden Regen – selber geleitet. Beim Ranking, das Meisterschaft und persönliches Engagement zum Wohl des Vereins vereint, schwingt Fahrwart Daniel Baumann obenaus. Was Gelächter auslöst. Denn als Ranking-Hexenmeister durchblickt er als einziger das Punktekalkül
Die auf Ende August angesetzte Pässetour in den französischen Alpen mit Ausgangspunkt Aix-les-Bains war das Highlight 2021. Andreas Reinstadler und Kurt Hofmann hatten die dreitägige Tour mit Herzblut und Akribie geplant. Ersterer reiste zwei Mal vor Ort und hat jeden Meter rekognosziert. Weil das bewährte Duo erneut übernimmt, lässt auch die Pässetour 2022 Tolles erhoffen.
Sein Leben lang besonders grosszügig in den Verein eingebracht hat sich der 73-jährige Mühlethaler Kurt Hofmann, seinerseits zusammen mit dem leider jüngst verstorbenen Max Keller Gründungsvater des Iron Bikes. Er amtete an der GV nicht nur als Tagespräsident. Honoris Causa wählte die Versammlung das Organisationstalent zum Ehrenpräsidenten. Rekordmeister Joe Meier fügt in seiner Laudatio zu den honoris noch einige humoris causae hinzu: So sei der bereits 1971 beigetretene und mit 22 Jahren zum Vizepräsidenten Gekürte – später war er jahrelang Präsident – früher noch unter anderen Spitznamen als «Kurtolo» bekannt gewesen. Als «Rampen-Küde» habe er die Kollegen mit den steilsten Aufstiegen im Umkreis von 60 Kilometern traktiert. Der stilvolle, noch immer topfitte Radfahrer und Bonvivant – Wein, Kunst und Zigarren sei Dank – sei zudem einst als «Vladimir» im Schwung gewesen. Den «Vladimir» habe er sich verdient, weil er aufgrund eines Malheurs treffsicher vom Rad in einen Kuhfladen gestürzt sei.
Et ceteris: Die Versammlung bestätigte den Vorstand mit Präsident Walter «Wale» Schwizer, Kassier Marcel Schlüssel, Fahrwart Daniel Baumann und Aktuar/OK Präsi Ironbike Rolf «Jean» Meyerhans ebenso wie die Revisoren Daniel Kneubühler und Henri-Marc Sager. Auch die Rechnung ist genehmigt. Die Mehrausgaben von 13’282 Franken – mitbedingt durch die Absage des Ironbike 2021 – kann der Verein dank eines soliden finanziellen Polsters aus dem Eigenkapital ausgleichen. Der RV Brittnau ist optimistisch gestimmt. Für das Vereinsjahr 2022 plant er 30 Anlässe. Ein vitales Zeichen.
Interesse? www.rvbrittnau.ch
By danman • Meisterschaft 0